Es gibt Rezepte vor denen ich einen riesigen Respekt habe. Dazu zählen Terrinen und Pasteten, selbstgemachter Blätterteig, und eben auch Strudel. In meinem kleinen Kopfkino stellte ich mir die Herstellung des Teiges umständlich mit einer langen Zutatenliste vor. Dazu das dünne ausrollen, faktisch unmöglich. Und eben Kopfkino!
Dabei gehört Apfelstrudel einem meiner Lieblingsdesserts und gehört zur Apfelsaison und somit Herbst einfach dazu. Ein regnerischer Herbsttag, dichter Nebel der den Blick auf die gelb-rötlich gefärbten Wälder der Schwäbischen Alb verbirgt, und dann zieht der Duft nach Äpfel durch die Wohnung, man verbrennt sich die Finger beim schneiden des Strudels, und geniesst ihn dann heiß mit eiskaltem Vanilleeis. Traumhafter Herbst.
Und dazu musste ich mich bisher immer bei meinen Eltern einladen, zaubert meine Mama einen fantastischen Apfelstrudel, mit hauchdünnen Teigschichten. Bei mir scheiterte wie oben schon erwähnt am Kopfkino und am fehlenden Leinentuch. Bis es im Mai nach Tirol, ins beschaulich und wunderschöne Hall-Wattens ging.
Im Teilort Absam bietet das Tourismusbüro im Rahmen des Sommerprogrammes immer Freitags die Möglichkeit zum ausschalten des Kopfkinos, und zum selber backen von echtem Apfelstrudel. Charmant und mit dem typisch österreichischen Wortwitz muss tatkräftig mitgeholfen werden, wobei die mühevolle Arbeit des Apfelschneidens die Maschine übernimmt.
Aber innerhalb von knapp einer Stunde (die Ruhezeit wurde aus Zeitgründen nicht eingehalten) waren zwei Apfelstrudel im Backofen, die Herstellung des Teiges erfolgte in kürzester Zeit und das ausziehen war ein Kinderspiel. Manchmal muss man eben sein Kopfkino überwinden. Die Backzeit haben wir übrigens bei einer Schnapskostprobe verbracht, liegt Hall-Wattens mitten an der Tiroler Schnapsroute und bei dem vielen Obstanbau im Tal überrascht die Anzahl der Schnapsbrennereien auch nicht.
Und wer nun denkt, dass die Teilnahme am Backkurs ein Vermögen kostet – gerade einmal 5 € pro Teilnehmer ohne Schnapskostprobe kostet dieses Angebot, und anschliessend darf man den Apfelstrudel natürlich mit traumhafter Aussicht auf die Bergkulisse.
Beim Rezept handelt es sich allerdings um das erprobte Apfelstrudelrezept meiner Mama, bei der reichlichen Apfelernte dieses Jahr eine gute Möglichkeit zur Apfelverwertung.
- 200 g Mehl, Typ 405
- 1 Ei, Klasse M
- 1 EL Sonnenblumenöl
- 2 Prisen Salz
- 1 EL. Weinessig
- 6 EL lauwarmes Wasser
- 1 kg leicht säuerliche Äpfel
- 1 Bio-Zitrone
- 60 g Haselnüsse
- 60 g Semmelbrösel
- 40 g Butter
- 100 g brauner Zucker
- 1 EL. Vanillezucker
- 1 EL Zimt
- 80 g Rosinen
- 3 EL Rum
- 100 g Butter
- Am Vorabend die Rosinen mit Rum begiessen und über Nacht zugedeckt ziehen lassen.
- Für den Teig das Mehl in eine Schüssel sieben. In der Mitte eine Vertiefung eindrücken, und unter ständigem Rühren mit einer Gabel Ei, Öl, Salz, Essig und soviel Wasser hinzufügen, bis ein zäher Teig entsteht.
- Den Teig so lange kneten, bis er glatt und keine Blasen wirft. Rund formen und zugedeckt ruhen lassen.
- In der Zwischenzeit die Füllung herstellen. Hierfür die Äpfel waschen, schälen, vierteln und das Kerngehäuse entfernen. Die Apfelschnitze in dünne Scheiben schneiden, mit dem Abrieb der Zitrone, Zimt und der Hälfte des Zuckers sowie dem Saft der Zitrone vermischen.
- Haselnüsse in einer beschichteten Pfanne anrösten, aus der Pfanne nehmen und fein hacken. Die Butter schmelzen, darin die Semmelbrösel goldgelb anrösten.
- Ein großes Leintuch mit Mehl bestäuben, den Teig auf dem Tuch leicht ausrollen. Nun beide Handrücken unter den Teig schieben und den Teig mit dem Handrücken nach oben sehr dünn ausziehen bis der Teig fast durchsichtig ist.
- Zum Füllen die Butter zerlassen (2 El. übrig lassen), den Teig damit bestreichen, 2/3 des Teiges die Brösel, Äpfelmischung, Nüsse sowie die Rosinen (ohne Rum) bestreichen. Mit dem restlichen Zimt, Zucker und Vanillezucker bestreuen.
- Mit Hilfe des Tuches den Teig einrollen, an den Enden zusammendrücken und mit der Teignaht nach unten auf das Backblech legen. Mit der restlichen zerlassenen Butter bestreichen und für 35-40 Minuten backen.
- Noch heiß in Scheiben schneiden und mit Vanilleeis servieren.
Die Einladung zur Teilnahme am Apfelstrudelkurs erfolgte auf Einladung von Tourismus Tirol und Hall-Wattens, wie üblich stellt die Berichterstattung meine eigene Meinung dar.