Mitten in der weltweiten Ferienzeit sorgt ein isländischer Vulkan – Bardarbunga- für diese ungute Gefühl im Magen bei all denen, die in den nächsten Tagen und Wochen eine Flugreise von oder nach Europa planen. Haben die meisten von uns das Chaos in 2010 noch vor Augen. Drei davon sind meine Eltern – und ich. Einmal nach Schottland in den nächsten Tagen und in wenigen Wochen für mich nach Südafrika – via London! Bis 2010 war vermutlich keinem klar, wie heftig die Auswirkungen eines Vulkanausbruches in Island auf den Flugverkehr sein könnte.
- über 100.000 gestrichene Flüge und somit 30% der weltweiten Flüge
- 10 Million betroffene Passagiere
- Kosten für Airlines: 1,3 Mrd. Euro
- Kosten für die europäische Wirtschaft: 5 Mrd. Euro
Eine der 10 Millionen betroffene Passagiere war ich – ein paar Tage später und mit ganz viel Glück erfolgte der Rückflug nach London. Schon vor wenigen Wochen hatte ich euch eine neue Reihe angekündigt- praktisches rund ums Reisen. Das diese gleich mit einem Artikel rund um “Was tun bei Flugverbot wegen Vulkanausbruch” beginnt, hatte ich damals allerdings nicht gedacht.
Erwartet uns in 2014 ein ähnliches Chaos?
Dies ist abhängig ob erneut eine große Menge an feinen Aschepartikel , typisch für Island, ausgestoßen wird. Dabei sollte auch die Windrichtung nicht vergessen werden.
Allerdings liegt der Bárðarbunga unter dem größten Gletscher Islands, dem Vatnajökulles. Unter diesem befinden sich einige Vulkane, dabei ist der Bárðarbunga der Zentralvulkan des vermutlich längsten Vulkansystems von Island und kann eine stattliche Caldera aufweisen – 10 km im Durchmesser und 700 m tief – und mit dem letzten nachgewiesen Ausbruch im Jahre 1910! Somit könnte ein großer Ausbruch bevorstehen, oder auch nicht.
Zusätzlich haben die meisten europäischen Luftfahrtbehörden auf 2010 reagiert und entsprechende Vorschriften herausgegeben, bei welcher Aschekonzentration ein Flug erlaubt ist und wann nicht. Diese existierten in dieser Form 2010 noch nicht, so dass heute davon auszugehen ist, dass ein evtl. Flugverbot deutlich kürzer ausfallen würde.
Wie lange ist vom Ausbruch bis zu ersten Flugbeieinträchtigungen zu rechnen?
Jeder Vulkanausbruch läuft anders ab, dauerte es 2010 beim Eyjafjallajökull vom ersten Anzeichen einer Eruption bis zum Ausbruch der Gipfelcaldera vom 20.März bis zum 13. April. Bis die Aschewolke erste Teile des europäischen Luftraums erreicht dauert es allerdings nur weniger als 24 Stunden. Der europäische Luftraum wurde daher in Teilen (Irland als erstes) ab dem 15. April geschlossen bzw. ein Flugverbot für Flugzeuge mit instrumentaler Steuerung verhängt.
Falls es zur Schließung vom Luftraum kommt, wie lange ist damit zu rechnen?
Auch hier kann keine Aussage dazu getroffen werden, 2010 war er in weiten Teilen vom 15. bis 21. April gesperrt und es entschied sich täglich aufs neue wie es weitergeht. Allerdings ist es auch noch später zu vereinzelten Schließungen und somit Flugausfällen gekommen – wie in 2010.
Wir fliegen in Kürze, was kann ich machen?
Momentan? Nichts. Sollte es zu einer starken Eruption des Bárðarbunga kommen, und die Messungen eine gefährliche Zahl an Aschepartikel in der Luft feststellen, kann keine Airline etwas gegen das verhängte Flugverbot unternehmen. Man kann nur hoffen, dass zwischenzeitlich Airlines, die Flugkontrolle und das für Europa verantwortliche britische MET Office Notfallpläne ausgearbeitet haben und es entsprechende Flugzeuge zur Messung der Konzentration gibt. 2010 war alles noch etwas chaotisch. Allerdings hat es sich in 2010 gezeigt, umso schneller man als Passagier vom Flugverbot erfuhr, umso größer waren die Chancen auf einen raschen Platz auf einem der weiteren Flüge. Daher der Tipp für alle die in den nächsten Wochen einen Flug planen, die folgenden Seiten genauer im Blick zu behalten.
- Englischer Blog von Jon, der sehr ausführlich über das berichtet was aktuell am Bardarbunga passiert.
- Der isländische Wetterdienst sorgt für die aktuellsten Informationen zum Stand des Vulkanausbruchs.
- Der britische Wetterdienst ist für die Überwachung der Aschekonzentration über dem europäischen Luftraum zuständig, die aktuellen Messungen können hier abgerufen werden – inkl. Zugbahn und erwartetem Zeitraum
- Experten auf Twitter: Dave , Gisli, Erik, Alexandra, John -hashtag: #Bardarbunga #ashtag
Also die aktuellen Nachrichten verfolgen, die Telefonnummer der Fluggesellschaft einspeichern oder heraussuchen (inkl. der eigenen Buchungsnummer!)
Was tun wenn es zu einem Flugverbot kommt?
Ruhe bewahren, keiner kann an der Situation etwas ändern. Weder der Partner, Angestellte von Airlines oder Flughafenpersonal. Bei der Hotline der Fluggesellschaft anrufen, mit langen Wartezeiten muss gerechnet werden einige haben das gleiche vor, und eine Umbuchung auf ein späteres Datum vornehmen lassen. Allerdings ist dies abhängig von den verfügbaren Plätzen, somit kann es ein paar Tage später sein (unabhängig davon, ob bis dahin das Flugverbot aufgehoben wurde). 2010 konnten die Flüge auch kostenlos storniert werden, was insbesondere bei Geschäftsreisen oder kurzen Reisen mit Reiseantritt meist sinnvoll war. Wer in Europa “festsitzt” und die Aufhebung des Flugverbotes nicht abwarten möchte, sollte sich über alternative Routen informieren. Zug, Fernbusse, Mitfahrgelegenheiten sind hier die beste erste Wahl. Für alle die sich in Großbritannien, Irland und den Skandinavischen Länder befindet – an Fähren, den Eurostar (London-Paris), Fernbusse als erste Wahl denken. Aber auch hier gilt, diesen Weg werden viele versuchen zu nehmen. Wer sich bereits am Flughafen befindet, kann versuchen auch eine Umbuchung auf eine andere Airline vornehmen zu lassen. Und hier auch bei Rückflug nach Deutschland an andere Flughäfen in der Nähe denken. Für mich kam 2010 neben dem gebuchten Flug via London nach Stuttgart quasi alle Flughäfen in Deutschland, Wien, Zürich und Amsterdam in Frage. Die Weiterreise mit Zug hätte ich liebend in Kauf genommen, um wieder zurück nach Deutschland zukommen. Nutzt das vorhanden WLAN Netz am Flughafen um nach möglichen Flugverbindungen zu suchen, dass erleichtert die Arbeit für die Beschäftigten der Fluggesellschaft. Und am Telefon oder am Flughafenschalter einfach einmal lächeln!
Was passiert wenn ich im Ausland festsitze?
Wer bei einer Airline mit Sitz in einem EU-Land gebucht hat, Glück gehabt. Nach europäischen Recht muss die Airline für Unterkunft und Verpflegung sorgen. Eine Erstattung wegen des Flugausfalles ist allerdings ausgeschlossen. Dies kann bedeuten, dass entweder die Airline eine Unterkunft bucht, oder das entsprechende Kosten übernommen werden. Vermutlich wird die Airline dann Information über die Höhe der Erstattungen für Hotel und die Tagespauschale für Verpflegung informieren. Der Flug wird von einer Nicht-EU Airline ausgeführt? In diesem Fall ist die Airline nicht verpflichtet die Kosten zu übernehmen oder für Hotelunterkünfte zu sorgen.
Hinweis: Dieser Beitrag entstand auf Grundlage meiner eigenen Erfahrungen während des Flugverbotes in 2010 und stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, insbesondere auf die Möglichkeiten zur Umbuchung von Flügen oder den Erstattungsansprüchen gegen die Fluggesellschaft dar.
Unser Sommerurlaub soll am Samstag starten und wir haben auch ein ganz ungutes Gefühl im Magen, ob es mit dem Flug auch wirklich klappt.
Danke für die Aufstellung. Wie sieht es mit Pauschalreisen aus?
Hallo Tina,
danke für die Aufstellung, bei uns geht es erst Mitte September in die USA. Aber das heißt dann wohl die nächsten Wochen genauer die Situation im Auge zu behalten.
VG Alex
Hallo Tina,
bei uns startet der Sommerurlaub am Mittwoch, allerdings mit TUI in den Süden. Da dürfte uns ja wohl noch nichts erwarten?
Viele Grüße, Sonja
[…] beantwortet. Und plötzlich merke ich: Ich könnte nächste Woche ebenfalls betroffen sein. Ich fliege ab Köln über Berlin nach Sofia. Fünf Tage später wieder zurück nach Stuttgart. Toller Artikel, unbedingt lesen! Artikel lesen […]