Insgeheim muss ich gestehen – ich bin ein Deutschland-Reisemuffel. Die Zeiten als Kind, wo meine Eltern mir an Wochenenden & in den Ferien ein paar der schönsten Plätze im Land oder sämtliche Bayern-König-Ludwig-Schlösser zeigten, haben wohl tiefe Spuren hinterlassen. Gezielt Urlaub in Deutschland habe ich seitdem nie wieder gemacht, immer war irgendetwas anderes der Anlass – meist Konzerte oder Promoauftritte einer bestimmten englischen Band.
So auch dieses Mal, ein Workshop (mehr darüber folgt!) sollte mich letzte Woche ins schöne Weimar führen, 370 km einfach zu fahren ohne was von der Gegend zu sehen? Eindeutig zu schade, wenn ich schon mal in der Ecke bin wollte ich zu mindestens ein Teil der Sehenswürdigkeiten besuchen. Los geht es mit der Wartburg, im schönen Eisenach. Wenn die Innenstadt nicht gerade unter Parkplatzmangel leidet (nach dem zweiten vollen Parkplatz / Parkhaus habe ich entfernt aufgegeben und bin weitergefahren), und keine Dauerbaustelle mehr zu sein scheint.
Schon von weiten entdeckt man die Wartburg, majestätisch thront das UNESCO Weltkulturerbe 220 m über Eisenach. Die Abbiegung hätte ich ohne Navi allerdings fast vergessen, so schnell taucht das Schild auf, also Augen auf.
Eng verwoben mit der deutschen Geschichte durch ihre berühmten Bewohner, egal ob Elisabeth von Thüringen im 13th Jahrhundert, oder der als “Junker Jörge” versteckte Martin Luther welcher die Wochen auf der Wartburg nutzte um das Neue Testament ins Deutsche übersetzte, Johann Wolfgang von Goethe sowie die Burschenschaftstreffen, welche nicht unerheblich an der 1848er Revolution beteiligt waren.
Von der ursprünglichen Burg ist heute nur noch wenig erhalten, verfiel sie über die Jahrhunderte, trotz Martin Luther Tourismus, und wurde erst im 19th Jahrhundert von Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach wieder aufgebaut.
Mit Verwundern musste ich feststellen, dass ich eine der wenigen deutschsprachigen Besucherinnen war. Lag es am Schnee? Falsche Jahreszeit? Uninteressantes Ziel für Deutsche? Es quälten sich so manche amerikanische Studentengruppe (im T-Shirt!), oder lateinamerikanische Gruppe den ungeräumten, rutschigen Fussweg hoch. Den Hinweis auf einen Pendelbus erhielten vom Parkwächter wohl nur augenscheinlich Fussschwache Senioren?
Auf der einstündigen Führung durch die Palasräume fanden sich dann auch nur drei Personen ein – der Aufpreis von 4 € hierfür scheint den meisten dann doch zuviel gewesen zu sein.
Selbst bei der kleinen Gruppe konnte die Führung jedoch nicht mit Qualität bezeugen, ob nun Elisabeth von Thüringen die reichste Frau der Welt zu ihrer Zeit gewesen sein mag – und bereits um 1100 der grosse Saal nur als Ballsaal für rauschende Feste genutzt wurde e gefeiert wurden, erscheint mir dann doch höchst Zweifelhaft.
Der berühmteste “Bewohner” Martin Luther wurde nur mit einem Nebensatz erwähnt. Seine Kammer ist auch gut im Museum versteckt, ganz zu letzt.
Informationen:
Anreise: Bus von Eisenach oder mit dem Auto (Parkplätze an der Wartburg 5 €), Pendelbus zum Eingang oder 10 min. Fussmarsch
Eintritt: 9 € mit Führung, 5 € Museum – Eintritt frei (Führung) mit der Thüringen Card
Öffnungszeiten: 8.30 Uhr bis 17.30 (im Winter 9.30 Uhr bis 15.30 Uhr)
www.wartburg-eisenach.de/