Schnitzbrot

Kennt ihr das auch?
Kindheitserinnerungen, die von denen eurer Eltern abweichen?

Ich war doch glatt felsenfest davon überzeugt, das meine Mama jedes Jahr Schnitzbrot gebacken hat, und bat vor 2 Wochen um das Rezept nachdem ich es nicht in ihrem Rezeptbuch finden konnte. Sie hatte keines! Und scheinbar auch nur einmal gebacken. Ich bin mir aber ganz sicher, dass es jedes Jahr Schnitzbrot gab. Warum? Weil ich als Kind nie eine Chance hat, hier heimlich eine Scheibe abzuschneiden. Gutsle zu “klauen” ist kein Problem (ausser Kind vergisst die Blechbox richtig zu schliessen, oder bringt die Reihenfolge der Dosen durcheinander..aber man lernte ja dazu). Nur bei Schnitzbrot klappte das nie. Die Laibe sind zu klein, da fiel sofort auf wenn eine Scheibe fehlte. Ausserdem hätte ich Butter benötigt, die stand aber im Kühlschrank, der natürlich in der Küche stand. Also keine Chance.

Schnitzbrot

Daher bin ich mir auch ganz sicher, es gab jährlich mind. ein Schnitzbrot. Vermutlich von Oma. Und in ihrem Rezeptbuch fand sich auch eines. Und es schmeckt immer noch wie damals.

Schnitzbrot schein ein eher unbekannterer Name für die Art des Früchtebrotes zu sein, es wird auch eher Hutzelbrot genannt, der Name stammt von den getrocknete Birnen die Hutzeln im schwäbischen heissen. Beim Bäcker kosten 500g übrigens 8,30 €!

Wie ich finde ein perfektes Geschenk aus der Küche, zu Weihnachten, oder einfach nur für den Nachmittagskaffee. Die Butter nicht vergessen ;)

Edit: Das wichtigste habe ich doch glatt vergessen. Uropa’s Zwetschgenschnaps (der irgendwann vor 1989 gebrannt worden sein muss) gibt dem ganzen das gewisse etwas.

Schnitzbrot

Schwäbisches Schnitzbrot
ergibt ca. 10 Laibe – bitte Rezept vor Nachkochen vollständig durchlesen, es benötigt seine Zeit

500g Dörrbirnen (ganze oder halb/halb mit getrockneten Birnenschnitze)
500g Softzwetschgen / Pflaumen
500g getrocknete Feigen
250g Korinthen
250g Sultaninen
250g Mandeln, gemahlen
250g Haselnüsse
100g Orangeat
100g Zitronat
2 Würfel Hefe (je a 42g)
150g Zucker
2 Pr. Salz
30g Zimt, gemahlen
1 EL Anis, gemahlen
8g Kardamon
8g Nelken, gemahlen
etwas Muskatnuss, gerieben
etwas Piement, gerieben
1 Bio Zitrone
1 Bio Orange
1/8 Rotwein
1000g Mehl (Typ 1050)
2 Schnapsgläser Zwetschgenschnaps

1. Die Birnen in einer grossen Schüssel vollständig mit Wasser bedecken, Zwetschgenschnaps hinzugeben und zugedeckt über Nacht stehen lassen. Am nächsten Tag, das Einweichwasser auffangen, und die Birnen in 2,5 mm dicke Scheiben schneiden. Von den Einweichwasser 650ml zur Seite stellen. Gemeinsam mit dem Einweichwasser (bis auf die 650 ml) sowie dem Rotwein in einem Topf leicht köcheln lassen, bis die gesamte Flüssigkeit verkocht ist. Auskühlen lassen.

2. Feigen vierteln, die Pflaumen halbieren, das Zitronat und Orangeat fein würfen (Tipp: Mulinex).

3. 200ml des Einweichwassers in einem Topf erwärmen, jedoch max. lauwarm. In einer kleinen Schüssel mit Mehl füllen, in der Mitte in eine Mulde die Hefe bröckeln, 2 El. Zucker daraufgeben. Nun das lauwarme Einweichwasser hinzufügen, alles gut verrühren und gut zugedeckt an einem warmen Ort für 30 min. gehen lassen.

4. In einer grossen Schüssel (oder Badybadewanne) die Birnenmasse geben, Mandeln, restliches Mehl und Zucker sowie Salz und die Gewürze hinzufügen. Den Vorteig vorsichtig dazugeben und alles gut durchkneten. Es ensteht ein sehr nasser, klebriger Teig (mit der Kitchen Aid den Teig auf 2 Schüsseln verteilen, dann kann man auch die Maschine zum kneten verwenden). Nun die Feigen, Pflaumen, Haselnüsse, Zitronat und Orangeat und den Abrieb der Zitrone und Orange hinzugeben. Erneut alles gut vermengen und durchkneten. Der Teig sollte noch leicht feucht sein. Zugedeckt an einem warmen Ort für 1-1,5 Stunden gehen lassen.

5. Der Teig geht nur leicht auf, anschliessend in 500g Stücke teilen und Laibe formen. Auf ein mit Backpapier belegtes Backblech setzen, und über Nacht ruhen lassen. Auf ein Blech passten bei mir je 2 Laibe

6. Den Backofen auf 180° C vorheizen, auf der 2 Schiene von unten für ca. 45 minuten backen. Das Schnitzbrot muss hohl klingen, wenn man unten klopft. Die noch heissen Laibe mit dem restlichen Einweichwasser einstreichen. Auskühlen lassen.

7. Das Schnitzbrot zuerst in Frischhaltefolie, dann in Alufolie einpacken und für min. 14 Tage ziehen lassen. An einem dunklen und kühlen Ort (kein Kühlschrank) hält es sich bis zu 2 Monate.

Tipp: Zum Verschenken das Schnitzbrot (noch in Frischhaltefolie eingepackt) in Butterbrotpapier oder Einpackpapier verpacken.

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16 Kommentare

  1. das ist genau so, wie mein papa es liebt! bei den ganzen arbeitsschritten ist der preis verständlich… habe mich dieses jahr an apfelbrot versucht, nächstes jahr dann sein ahnitzbrot.

  2. … und es benötigt auch jede menge zutaten wie ich lese ;-) seit ich mal in maastricht ein genialgutes früchtebrot gegessen habe, bin ich absolut angetan – am besten noch mit salziger butter! mit muße und zeit werde ich dein brot bestimmt einmal angehen. danke :)

    • Ganz ehrlich war ich überrascht wie schnell das Schnitzbrot zuzubereiten war. Die Hauptarbeit hatte die KA und Moulinex übernommen, und die Wartezeiten lassen sich gut planen und überbrücken.

      Salziger Butter ist die Idee- wird gleich ausprobiert.

  3. Besonder gut gefällt mir, dass das kleine Laibe geformt werden und dann nicht so Riesen-Scheiben entstehen. Respekt habe ich allerdings vor der langen Zutatenliste. Ich sollte mir so ein Laibchen schenken lassen ;O)!

    Sieht toll aus, Tina!

    • Man kann das Schnitzbrot natürlich auch in der Kastenform backen, aber die Form der Laibe war typisch für die Schnitzbrote meiner Oma.

      Und so lang ist die Liste nun auch nicht ;)

  4. Da hatten wir wohl die selbe Eingebung! Bei mir gab´s heut auch ein Birnenbrot! Allerdings die allgäuer Variante mit Teigmantel drumrum! :)

  5. Das klingt doch recht kompliziert, allerdings bestimmt super lecker. Gute Idee für ein selbstgemachtes Weihnachtsgeschenk :) Tolle Rezepte findet ihr uebrigens auch bei uns auf der Seite.

  6. Ich möchte diese Brote unbedingt nachbacken!
    Mit wie viel Wasser sollte man die Birnen denn über Nacht bedecken, damit genug übrig bleibt zum Köcheln?
    weihnachtliche Grüße!
    Kerrin

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