Wie sagt man so oft, manchmal sind die unerwarteten Orte und Plätze die, die man am längsten in Erinnerung behält und ganz besonders ins Herz schliesst. Mir ging es so mit Nepal – mehr oder weniger durch Zufall hatte ich im Frühjahr 2011 ein Ticket nach Kathmandu, der Hauptstadt, gebucht.
Nepal? Was kann mich in diesem Land erwarten? Ich hatte damals vor der Flugbuchung keine Ahnung, weder über Sehenswürdigkeiten noch ob das Land überhaupt als Frau alleine überhaupt so richtig gut zu bereisen ist. Und dann landete ich in Kathamdu und verliebte mich.
Da war zwar dieser 24 Stunden Lärm in den Strassen von Kathmandu mit dem brummen der Klimaanlagen und dem gehupe der Mofas und Autos, und über allem lag der Smog. Blauer Himmel? Fast schon ein sechser im Lotto. Aber trotzdem faszinierte mich diese Stadt, mit den kleinen Gassen und Strassen, den wunderschönen alten Newali Häuser mit den geöffneten Türen für die Läden im Erdgeschoss und dann doch wieder diesen kleinen Ruheoasen, wie der “Garden of Dreams” oder die Hinterhöfe mit spielenden Kindern zwischen so alltäglichen Hinduistischen Tempel.
Stundenlang sass ich auf den Stufen der Tempel auf dem Dubar Squares in Kathamdu, Patan oder auch Bhaktapur, beobachtete die Strassenverkäufer beim schieben ihrer Holzkarren mit geringer Auswahl von Obst und Gemüse, den Gewürzhändler beim handeln. Und immer und überall die Farbtupfer durch die fabenfrohen Kleidung der Hindus.
Dagegen der Kontrast rund um die Stupas – mit dem Summen des Mantras “Om mani padme hum”, dem Geräusch der Gebetsmühlen und den im Wind flatternden tibetischen Flaggen.
Und dann sind die Schattenseiten, die Seiten die man im Reiseführer gerne überblättert. Ein vom Bürgerkrieg gebeuteltes Land, die Strassensperren in jedem zweiten Dorf und gewisse Generalsstreiks prägten 2011 noch den Alltag, das von hohen Bergketten umgeben zwischen der Supermacht China und dem aufstrebenden Schwellenland Indien liegt. So schön das Himelaya Gebirge anzuschauen ist, es erleichterte nicht den Zugang zum Land. Kein Hafen oder Fluss für größere Frachtschiffe, ein einziger Flughafen für größere Flugzeuge mit einer Landebahn und wenigen Positionen für Flugzeuge, dazu schlechte Strassen. Und eine unstabile Stromversorgung. Dazu das ärmste Land in Südasien, auf den Listen des pro Kopf Einkommens vor Afghanistan
Und dann war da noch dieses Damoklesschwert über Nepal, in keinem Reiseführer wurde es nicht erwähnt und auch das Auswärtige Amt wies darauf hin – die Erdbebengefahr. Ein Unglück, eine Naturkatastrophe, von der jeder wusste das sie irgendwann passieren wird – nur wusste keiner wann die Stunde X zuschlagen wird. Am 25. April war es soweit, das Beben mit der Stärke 7,8 kostete bisher fast 9.000 Menschen das leben.
Ein Erdbeben das zu keinem schlechteren Moment hätte passieren können, die Aussat vor der Regenzeit steht an, bei einem Land das als Hauptwirtschaftszweig neben dem Tourismus von der Landwirtschaft lebt. Dörfer in abgelegenen Tälern die zertört wurden, Hänge die abrutschten und die Felder zerstörten. Und eine Katastrophe die nach rund 3 Wochen fast schon wieder vergessen wurde.
Hilfe? Spenden? Eine gefühlte Fehlanzeige in der breiten Masse. Die Bundesregierung hat 2,5 Mio. € an Hilfsgelder zugesagt, Spendenaufrufe von großen Organisationen verlaufen sich etwas im Sande.
Aber es gibt viele, die Nepal’s Bergtäler auf ihrem Weg zu den Gipfeln der Welt bereisten, sich in das Land verliebten und sich schon länger vor Ort engagieren. Ob es eine Dorfschule, Krankenhaus oder Waisenhaus ist. Ist das die sinnvollste Art der Hilfe? Ein Land, wo die Hilfe erst einmal dort ankommen muss, wo sie wirklich gebraucht wird – vermutlich ja. Neben den Privatreisenden unterstützen auch viele Touranbieter aus Deutschland lokale Projekte – auch hier ist ein Blick wert, wer helfen möchte. Und auch 5 € sind besser als nichts!
Langfristige Hilfe? Es mag vielleicht komisch klingen, aber der Tourismus ist eine wichtige Einkommensquelle, die Hauptsaison beginnt wieder im Herbst und bis dahin sollte sich die Wasser- und Stromversorgung stabilisiert haben, die abgelegenen Bergdörfer auf den Wanderwegen die von den Einnahmen abhängig sind, werden nur so auf Touristen warten. Zwar sind die Sehenswürdigkeiten von Kathamndu, die aktuell in Trümmer liegen, noch nicht wieder aufgebaut sein – aber die Schönheit der Landschaft tut dies kein abbruch. Aber auch hier gilt, vorher erkundigen. Es macht wenig Sinn, wenn kostbare Lebensmittel, Ressourchen oder auch Wasser für die Versorgung von Touristen verwendet wird.
Herzland Nepal – irgendwann werde ich die Berge auch wieder vor Ort bewundern, mich den Pilgern um die Stupas anschliessern und dem flattern der Flaggen im Wind lauschen.